Hofprodukte

von glücklichen Kühen

Natur pur und regional

Bei der Fahrt zum Ausssiedlerhof von Felicitas und Christian Bauer im Flurbereich von Jünkerath Glaadt, sollte man sich nicht unbedingt aufs Navi verlassen, denn dann geht es zum Teil über unbefestigte Wald- und Wiesenwege, bis man auf Umwegen das Hofgelände erreicht. Hätte man doch einfach die ausgeschilderte Straße genommen, die auf direktem und asphaltiertem Weg zum gewünschten Ziel führt.
Angekommen in der ländlichen Idylle, fühlt man sich in alte bäuerliche Zeiten versetzt: Kühe, Rinder und Pferde weiden in Sichtweite der Hof- und Stallgebäude.

Felicitas und Christian Bauer mit Ihren 5 Kindern

Die Kühe, ein „gemischter Haufen“ aus Rotbunt, Fleckvieh und einer Braunvieh-Vertreterin, tragen noch stolz ihre Hörner oder sind genetisch hornlos. Die Kühe werden nicht enthornt, wie es heute typisch für industrielle Viehhaltung ist.Bei Familie Bauer tragen die Rindviecher auch noch alle ihren eigenen Namen. Als „Taufpaten und Namensgeber“ sind die fünf Kinder von Felicitas und Christian Bauer gefragt: Sie dürfen entscheiden, wie die frisch auf die Welt gekommenen Kälbchen heißen sollen. Die Herde besteht aus derzeit 18 Milchkühen und einer ähnlich großen Anzahl von Rindern. Die Milch landet jedoch nicht in den Fässern einer großen Molkerei. Nein, sie bleibt auf dem Hof und wird in der 2018 eröffneten Käserei weiter verarbeitet.

Pro Woche werden rund 1200 Liter Milch handwerklich zu Käse und 600 Liter zu Joghurt verarbeitet. Die Sortenvielfalt reicht von Naturkäse hin zum Kräuterkäse, der durch Bärlauch, Paprika, Pfeffer, Bockshornklee oder auch Chilli seine spezielle Geschmacksrichtung erhält. Die Reifung erfolgt in natürlicher Umgebung, denn der Reifekeller liegt in der Erde. Der mit Ziegel ausgemauerte Raum garantiert eine gleichbleibende Temperatur und Feuchtigkeit. Felicitas Bauer, für die Käse- und Joghurt-Herstellung verantwortlich: „Wir erreichen so ein Superklima für die Reifung, und das ohne Kühlgeräte“. 

Frühestens nach acht Wochen Reifung, während dieser Zeit wird der Käse regelmäßig mit einer Salzlösung abgewaschen, kommt der „Jungkäse“ in den Verkauf. Die mittelalten und alten Sorten reifen hingegen viele Monate länger.

Die Joghurtherstellung ist ebenfalls durch Handarbeit geprägt. Aus rund 600 Litern Milch werden 400 Kilogramm Vollmilch-Joghurt gewonnen. Veredelt werden diese mit Früchten vom Demeter-zertifizierten bayerischen Beerenhof. Rohrzucker und Johanniskernmehl stabilisieren. Künstliche Zusätze, wie zum Beispiel Aromastoffe, sind absolut tabu. Der Joghurt von der Hofkäserei Bauer ist „Natur pur“. Und so schmeckt er auch. Hiervon konnten sich die BUNGERT-Fachleute vor Ort beim Hofbesuch überzeugen.

Zum nachhaltigen Konzept der Familie Bauer gehört auch, dass der größte Teil der Joghurt-Produktion in wiederverwertbaren Gläsern zum Kunden gelangt. Hierauf wird ein Pfand von 50 Cent erhoben, das bei Rückgabe angerechnet wird. Dieser kunststoffvermeidende Vertriebsweg kommt bei den Käufern gut an. Die Rückgabequote liegt derzeit schon bei über 35 Prozent mit wachsender Tendenz. Wer nicht „recycelt“, kann die Gläser auch gut für hausgemachte Marmelade wiederverwenden. Bei den zurückgegebenen Gläsern erleben die Bauers auch manch unangenehme Überraschung. Daher plädiert Felicitas Bauer an ihre Abnehmer: „Bitte die Gläser zumindest auswaschen und ohne Deckel zurückgeben!“ Ansonsten mache das Pfandsystem weder Sinn noch Freude.
Abgesehen von diesen Anlaufschwierigkeiten ist Familie Bauer mit der Entscheidung, die eigene Milch selbst zu verarbeiten und zu vermarkten sehr zufrieden: „Es macht einfach Spaß und die Reaktion der Kunden ist mehr als positiv“. Man spüre, dass regionale, handwerklich produzierte Erzeugnisse immer mehr Liebhaber finden, die auch bereit seien, für nachhaltige Qualität aus der Region angemessene Preise zu zahlen.

BUNGERT stellt dies bereits seit Jahren fest und hat daher das regionale Sortiment stetig erweitert. Mit dem neuen Lieferanten aus Glaadt hat man den Geschmack der Kunden erneut getroffen: Die erste Lieferung von Bauer-Produkten war innerhalb weniger Tage ausverkauft. Daher nutzte man die Hof- und Käsereibesichtigung, um spontan „eine Fuhre Joghurt“, gut gekühlt, in den Kofferraum zu laden, um der großen Nachfrage der Kunden zu begegnen.

 

Felicitas und Christian Bauer sind heute heilfroh, für den 2017 von Vater Willi Bauer übernommenen Betrieb eine neue Strategie entwickelt und gefunden zu haben. Die beiden Agrarwirtschaftler, kennengelernt haben sie sich beim gemeinsamen landwirtschaftlichen Studium an der technischen Hochschule Bingen, wollten keinen 200-Kühe-Milchbetrieb, sondern ihr Ziel lag bei der Selbstvermarktung. In dieser Nische kann man als landwirtschaftliches Unternehmen derzeit besser leben und überleben, als zu nicht deckenden Kosten große Milchmengen an die Molkerei zu liefern.

 

Bei der Entscheidung für die eigene Hofkäserei kam den beiden jungen Landwirten zu Gute, dass Felicitas Bauer in den Semesterferien immer auf dem Demeter-Hof Breit in Wittlich arbeitete: Hier erlernte sie die Grundlagen handwerklicher Käseproduktion. Da war der Weg zur eigenen Hofkäserei fast vorprogrammiert. Und ein weiterer Vorteil ließ sich mit der Selbstvermarktung verbinden: Die große Familie mit fünf Kindern und den Großeltern, die ebenfalls noch mit auf dem Hof leben, „unter einen Hut“ zu bringen. Die Kinder können unbeschwert miteinander groß werden, Mutter und Vater sind nie weit weg, die Oma sorgt fürs gemeinsame Mittagessen. Hier können drei Generationen ein Miteinander leben, wie es heute nur noch selten zu finden ist.

Bildnachweise: Bungert